Rasen vs. Wiese
In fast jedem Garten gibt es Grasflächen, entweder ein regelmäßig gemähter kurzer Rasen oder eine Wiese mit langem Gras und Blumen. Beide haben aus Sicht des Gärtners Vor- und Nachteile:
Ein Rasen ist relativ trittfest und daher gut geeignet als Spielfläche für Kinder oder um den Liegestuhl dort hinzustellen. Auch Wege können als Rasenwege angelegt werden. Eine ruhige grüne Fläche lässt bunte Blumenbeete gut zur Geltung kommen. Aber damit der Rasen ansehnlich bleibt, benötigt er viel Pflege. Einmal in der Woche mähen, gelegentlich düngen, im Frühjahr vertikutieren, im Hochsommer wässern, im Herbst das Laub entfernen, immer wieder Unkraut bekämpfen, da hat der Gärtner gut zu tun.
Eine Wiese benötigt viel weniger Pflege, 2-3 mal im Jahr mähen, evt. im Herbst das Laub entfernen, mehr ist nicht nötig. Eine bunte Blumenwiese sieht hübsch aus und passt gut in einen naturnahen Garten. Leider ist sie nur eingeschränkt begehbar.
Die ökologischen Eigenschaften
Der Aussage: "Eine Wiese ist ökologisch viel wertvoller als ein Rasen" würde wahrscheinlich viele zustimmen. Aber ist das wirklich so?
Der Rasen als Lebensraum
Ein Rasen ist artenarm, er besteht nur aus wenigen Grasarten. Im Idealfall des Englischen Rasens wachsen dort keine Blütenpflanzen, nicht einmal Gänseblümchen. Für Bienen und Hummeln und alle anderen Blütenbesucher ist so ein Rasen völlig uninteressant. Auch sonst bietet das kurze Gras nicht besonders vielen Tierarten Nahrung.
Trotzdem sieht man immer wieder Vögel, die dort nach Futter suchen. Was suchen und finden die da?
Die Antwort: Regenwürmer!
Ein regelmäßig gemähter Rasen ist ein Schlaraffenland für Regenwürmer, denn die abgemähten, fein zerhackten Halme sind sehr nahrhaft. Alle Regenwurmfresser - Amseln, Rotkehlchen, Füchse, Igel, Maulwürfe, Dachse - machen dort reiche Beute. Ein 200 qm großer Rasen reicht einem Amselpaar, um genug Würmer für seine Jungen zu finden.
Die bunte Blumenwiese

Welche Pflanzen außer Gräsern in einer Wiese wachsen hängt vom Boden, den Lichtverhältnissen und dem Gärtner ab.
Mit Düngen bzw. Nicht-Düngen, dem Zeitpunkt und der Häufigkeit des Mähens beeinflusst man, welche Pflanzen in der Wiese gedeihen. Gras verträgt Mähen besser als andere Wiesenpflanzen, sein Anteil wird durch häufiges Mähen erhöht. Wenn zu kurz nach der Blüte gemäht wird, können die Samen nicht ausreifen.
Eine nährstoffarme Wiese, in der Gras- und Blumensamen ausreifen dürfen, ist attraktiv für die Körnerfresser unter den Vögeln. In einer selten gemähten Wiese haben Raupen und andere Insektenlarven eine Chance, erwachsen zu werden, bevor der Mäher sie und ihre Futterpflanzen klein hackt.
Manche Vogelarten meiden Wiesen mit langem Gras, z. B. Bachstelzen mögen Wiesen am liebsten kurzgeschoren. Wenn am Rand der Wiese Gras und Gebüsch in einander wachsen, bilden sie eine undurchdringliche Wand für Nachtigall und Rotkehlchen - aber nicht für die kräftigeren Amseln.
Der Wildrasen

Wahrscheinlich haben Sie ihn längst im Garten: den Wildrasen. Im Gegensatz zur Wiese wird ein Wildrasen regelmäßig gemäht, und möglicherweise hin und wieder gedüngt. Dort wächst nicht nur Gras, sondern auch andere, trittfeste Pflanzen, wie Gänseblümchen und Klee.
Jeder Rasen entwickelt sich zum Wildrasen, wenn der Gärtner das nicht verhindert. So artenreich wie eine Wiese wird er leider nicht, da nicht so viele Pflanzenarten das regelmäßige Mähen überstehen. Mit Krokussen und anderen Frühlingsblühern lässt sich ein ein Wildrasen recht einfach "aufhübschen" und für Wildbienen und Hummeln wird er auch attraktiver.